Wegwarte - Heilpflanze des Jahres 2020

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Jetzt sieht man sie wieder vielerorts am Weges- oder Straßenrand sowie in naturbelassenen Gärten blühen - die Pflanze mit den himmelblauen Blüten: die Wegwarte oder Zichorie (Cichorium intybus). Die Korbblütlerin ist Heilpflanze des Jahres 2020.

Ihre blauen, strahlenförmigen, einfachen Blüten trägt die Wegwarte bis in den Herbst hinein. In einer Blühsaison können bis zu 2.000 Blüten an einer Pflanze blühen.

Sagenumwoben schön
Viele Sagen ranken sich um die blaublühende Wegwarte. So soll eine Prinzessin mit einer Zofe zusammen am Wegesrand auf ihren geliebten Ritter tagein und tagaus gewartet haben. Sehnsüchtig und zugleich hoffnungsvoll wartete das junge Mädchen auf die Rückkehr des Ritters. Gott zeigte Erbarmen und verwandelte die jungen Frauen in wunderschöne Blumen: die Zofe wurde eine blaublühende Wegwarte und die Prinzessin eine weißblühende Wegwarte. Noch heute stehen sie am Wegesrand und strecken morgens der Sonne ihre Blüten entgegen, während sie am Abend enttäuscht die Köpfe hängen lassen, weil der Geliebte wieder nicht vorbeigekommen ist.

Diese kleine Anekdote zur Wegwarte enthält einige Hinweise auf den Charakter der Sommerpflanze:

  • So ausdauernd wie die junge Prinzessin am Wegesrand verharrte, so beharrlich wachsend ist die Gemeine Wegwarte, wie Cichorium intybus auch im Volksmund genannt wird in ihrer eigentlichen Form.
  • Der Gattungsname Cichorium stammt aus dem Griechischen. Der Wortbestandteil „kio“ bedeutet „gehe“, „chorion“ heißt „Feld“ - ihr typischer Standort am Feld- oder Wegesrand findet auch im botanischen Namen einen Hinweis.
  • In den frühen Morgenstunden öffnen die Zichorien ihre Blüten: Schon Carl von Linné machte sich diese Beobachtung zunutze, orientierte sich an diesen Zeitpunkt und integrierte die Wegwarte in seine bekannte Blumenuhr. So öffnet die Wegwarte früh morgens pünktlich gegen 5 Uhr ihre hellblauen Blüten und verschließt diese wieder am frühen Nachmittag.

Himmelblaues Sonnenkind
Die zweijährige Wegwarte liebt trockene Böden und einen vollsonnigen Standort. Ihre Pfahlwurzeln bohren sich tief in die Erde und versorgen so auch an kargen Standorten die Pflanze mit Nährstoffen. Wenn im Frühjahr die Wegwarte austreibt, so lässt sich ihr Laub leicht mit dem des Löwenzahns verwechseln. Sie wächst je nach Standort zwischen 60 cm und 170 cm hoch und verzweigt sich stark. Im ersten Jahr bildet sich eine Blattrosette, im zweiten Jahr blüht sie. Ihre Blüten zeigt sie erstmals um den Johannistag. Ganz selten findet man auch weißblühende Exemplare.

Sehr selten sind auch weißblühende Wegwarten-Pflanzen zu finden. Bildnachweis: shutterstuck.com/Vankich1

Mut zu neuen Wegen
Die Wegwarte ist eine beliebte Nahrungsquelle bei Bienen, Schwebfliegen und anderen Insekten. Vor allem in den Monaten Juli bis September, wenn sich die Wegwarte mit ihren himmlischen blauen Blüten schmückt, gehört sie zu den wenigen Nahrungsangeboten in der freien Natur, die Insekten im Sommer finden können. Haben Sie deshalb Mut und lassen sie die Wegwarte in ihrem Garten als neue Bewohnerin einziehen. Zusammen mit Oregano (Origanum vulgare), Königskerze (Verbascum), Natternkopf (Echium vulgare), Großblumige Glockenblume (Campanula grandiflora), Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia) oder Kalifornischem Mohn (Escholzia californica) gepflanzt, erzielen Sie eine wilde und optisch ansprechende Staudenpflanzung. Erhältlich sind Wegwarten als Saatgut im gut sortierten Fachhandel oder als Topfware in Staudengärtnereien.

Die blaublühenden Sommerpflanzen ergänzen das Nahrungsangebot im Insektengarten der Insel Mainau.

Vielseitiger Blaublüter
In der Heilkunde ist die Zichorie bekannt für ihre entzündungshemmende, verdauungsregulierende sowie magenberuhigende Wirkung. Die Pfahlwurzeln der Zichorie in gerösteter und gemahlener Form wurde lange Zeit als koffeinfreier Kaffeeersatz verwendet, da man sich im 18. Jahrhundert den teuren Bohnenkaffee nicht leisten konnte. In Kriegs- und Nachkriegszeiten griff man gerne auf die günstige und bekömmliche Kaffee-Alternative zurück.

Die Wegwarte ist eine alte Kulturpflanze. Aus ihr wurde und wird der sogenannte Muckefuck gewonnen, ein koffeinfreier, magenschonender und bekömmlicher Kaffeeersatz, Bildnachweis: shutterstock.com/13Smile

Übrigens: Wussten Sie, dass Chicorée, Radicchio (Cichorium intybus var. foliosum) und Zichorienwurzel, die wir als Gemüse kennen, Kulturformen der Wegwarte sind?

Mit der Auszeichnung „Heilpflanze des Jahres 2020“ durch den NHV Theophrastus wird die Wegwarte mit einem weiteren Titel gekürt: Als Gemüse des Jahres wurde die Wegwarte 2005 prämiert und 2009 war sie „Blume des Jahres.

Weitere Informationen:
Broschüre Heilpflanze des Jahres 2020
Webseite NHV Theophrastus

Schlagwörter: Wegwarte, Heilpflanze, Pfahlwurzel, Kaffee, blaue Blume, Zichorie

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