Wie man ein Staudenbeet anlegt - am Beispiel des Konzilvorplatzes in Konstanz

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Langanhaltender Blütenreigen im Jahresverlauf und kaum Pflegeaufwand klingt für Sie nach einem unerreichbaren Traum für den eigenen Garten? Das ist möglich, zum Beispiel mit einer Staudenpflanzung, wie wir sie am Konzilsvorplatz in Konstanz gepflanzt haben. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie diese Pflanzung funktioniert und was Sie für die Anlage einer Staudenfläche im eigenen Garten beachten sollten, um ein langfristiges und pflegeleichtes Ergebnis zu erzielen.

Im Zuge der Umgestaltung des Konzilvorplatzes in Konstanz wurden vier Beete realisiert. Die Anforderungen an die Gestaltung der Beete waren vielfältig: So sollte die Fläche möglichst pflegeextensiv (= Fachausdruck für geringen Pflegeaufwand) sein, Trockenheit und Hitze der urbanen Umgebung vertragen, aus Insektentracht- und Nistpflanzen bestehen und die ankommenden Gäste repräsentativ empfangen, ohne dabei den Blick auf den See zu verwehren.

Ein Stück Mainau vor dem Konstanzer Konzil: Auszubildende und GärtnerInnen der Insel Mainau und der TBK gemeinsam mit Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn beim Anlegen des Konzilbeets

Pflanzenauswahl
Die richtige Auswahl an Pflanzen sorgt für langanhaltende Blühfreude. Dabei sollte auf ähnliches Wuchsverhalten und standortangepasste Pflanzen geachtet werden, wie auch bei der Pflanzung am Konzilsvorplatz. Für die dortige Pflanzenauswahl wurde sich an natürlich vorkommenden Trockenstandorten wie Steppen in Nordamerika und dem Kaukasus orientiert. Dieser Ansatz geht unter anderem auf die britische Gärtnerin Beth Chatto zurück, die mit ihrem Ausspruch „right plant – right place“ beschreibt und wissenschaftlich belegt, Pflanzen an den Standort zu pflanzen, wo sie sich auch natürlicherweise wohlfühlen würden, minimiert den Pflegeaufwand. So legte sie üppig blühende Kiesgärten an, die im Laufe der Zeit missverständlich interpretiert wurden und als monotone Kieswüsten ohne Bepflanzung als Vorgärten Verbreitung fanden. Dass diese Kieswüsten so leicht zu pflegen sind, wie eine an diese Bedingungen angepasste Vegetationsfläche, ist ein Trugschluss – schnell siedelt sich hier unerwünschter Aufwuchs an, nach kurzer Zeit bereits erscheint die Fläche ungepflegt. Entsprechende Informationen zu Standort & Co. erhalten Sie im Fachhandel vor Ort.

Die zarten gelben Blüten der Junkerlilie (Asphodeline lutea) erscheinen von Mai bis Juni.

Am Konzilsvorplatz finden Pflanzen Verwendung, die den Steppen Nordamerikas und dem Kaukasus oder dem Mittelmeerraum entstammen und durch ihre Blüten Insekten mit Pollen und Nektar versorgen, wie beispielsweise die Bartblume (Caryopteris clandonensis 'Kew blue'), Kleinblütige Bergminze (Calamintha nepeta 'Triumphator'), Kümmel-Thymian (Thymus herba-barona) oder Teppich-Nachtkerze (Oenothera missouriensis).

Stauden lassen sich außerdem in verschiedene Strategietypen unterteilen. Man unterscheidet zwischen R-Strategen, die kurzlebig sind und sich reichlich versamen, C-Strategen, die langlebig und wuchsstark sind und S-Strategen, die besonders an Stressfaktoren wie Trockenheit, Staunässe oder mangelnde Nährstoff- und Lichtverhältnisse angepasst sind. Zusätzlich gibt es die Zwischenformen CR-, CS- oder SR-Strategen. Um eine möglichst langlebige pflegeextensive Pflanzung zu erhalten, ist es empfehlenswert, sich an Pflanzen des Strategietypen CS zu bedienen. Dazu zählen wuchsstarke Spezialisten wie beispielsweise Echter Lavendel (Lavandula angustifolia 'Alba') oder Große Fetthenne (Sedum telephium 'Touchdown Teak'). Diese Pflanzen sind trockenheitsverträglich und so wüchsig, dass sie unerwünschtem Aufwuchs wenig Platz lassen, um sich zu etablieren.

Von Juli bis September erfreuen die strahlend blauen Blütenkugeln der Kugeldistel (Echinops ritro 'Veitch's Blue') Betrachter und Insekten.

Standort
Langlebige Staudenpflanzungen lassen sich mit der entsprechenden Pflanzenauswahl an unterschiedlichen Standorten etablieren. Das System der Lebensbereiche nach Richard Hansen, das die sieben Lebensbereiche Gehölz, Gehölzrand, Freiflächen, Steinanlagen, Beet, Wasserrand und Wasser unterscheidet und mit einer Zahl zwischen 1 und 8 (1 = trocken, 2 = frisch, 3 = feucht, 4 = wechselfeucht, 5 = nass, 6 = tiefes Wasser: Schwimmblattpflanzen, 7 = tiefes Wasser: submerse Pflanzen, 8 = tiefes Wasser Schwimmpflanzen) die Feuchtigkeit bestimmt und den Lebensbereich so weiter verfeinert, dient als Anhaltspunkt für die richtige Einordnung des Standorts.

Unumgänglich für eine langanhaltend funktionierende Pflanzung ist der Boden, welcher unbedingt frei von Wurzelunkräutern sein muss. Ist der Standort durch Pflanzen wie Quecke oder Winde verunreinigt, wird die Pflanzung stets durch diesen unerwünschten Aufwuchs dominiert und schon in der Entwicklung beeinträchtigt. Als Pflanzsubstrat empfiehlt sich lehmig-sandiger Unterboden aus einer Tiefe ab etwa 60 cm oder ein Pflanzsubstrat mit wenig organischem Anteil.

Für die Beete am Konzilsvorplatz wurde hier ein Steppensubstrat eingebaut. Wichtig ist außerdem, dass die Fläche nicht durch Lagerung oder Überfahren verdichtet ist. Ist dies dennoch der Fall, empfiehlt sich eine Bodenlockerung bis mindestens 30 cm Tiefe, um ein optimales Anwachsen der Pflanzen zu ermöglichen.

Die leuchtendgelbe Blüte der Teppich-Nachtkerze (Oenothera missouriensis) und das silbrige Laub der Walzen-Wolfsmilch (Euphorbia myrsinites) ergänzen sich harmonisch.

Pflanzung
Bei der Pflanzung sollte die zu erreichende Größe der Pflanzen berücksichtigt und entsprechende Abstände eingehalten werden. Am besten eignen sich kleine Pflanzqualitäten, die zwar etwas mehr Entwicklungsdauer benötigen, aber die sogenannte Pflanzdepression ist geringer und die Pflanzen können sich während ihrer Entwicklung an den neuen Standort, der sich von den Optimalbedingungen in der Staudengärtnerei meist unterscheidet, besser anpassen. Es gilt das Motto „Mut zur Lücke“. Anfangs scheinen die erforderlichen Abstände durch die jungen Pflanzen sehr groß, das ist jedoch normal und ab jetzt kann man jeden Tag zusehen, wie die Pflanzen wachsen und die Lücken immer kleiner werden, bis die Pflanzung eine geschlossene Vegetationsdecke bildet.

Elegant tanzen die Blüten des Argentinischen Eisenkrauts (Verbena bonariensis) über der Pflanzung und locken mit ihrem Nektar zahlreiche Insekten an.

Mulchen
Nach der Pflanzung empfiehlt sich eine Mulchschicht zur Abdeckung. Diese verhindert nicht nur das Keimen lichtkeimender Unkräuter, sondern verringert zusätzlich die Verdunstung und sorgt so für ein gleichmäßiges Bodenklima. Diese Mulchschicht kann je nach Standort mineralisch oder organisch ausgeführt werden. Zu trockenen, sonnigen Pflanzungen passt optisch sehr gut ein mineralisches Mulchmaterial wie zum Beispiel der Moränesplitt (8/16), der am Konzilsvorplatz verwendet wurde. Ein weiterer Vorteil des mineralischen Mulchs ist es, dass dieser nicht zersetzt wird, so entstehen keine ungeplanten Düngeeffekte und es muss nicht so häufig nachgemulcht werden. Wenn das Erscheinungsbild des mineralischen Mulchs stört, kann auf Lavasplitt (2/8) zurückgegriffen werden, welcher durch seine dunkle Färbung eine erdähnliche Optik erzielt. Für schattigere und feuchtere Standorte eignet sich organisches Mulchmaterial wie beispielsweise Rindenhumus oder Staudenhäcksel.

Eine Mulchschicht, vor allem aus mineralischem Material, kann im ersten Moment mit Schottergärten verwechselt werden, unterscheidet sich jedoch enorm:

Um Schottergärten herzustellen wird unter die Gesteinsschüttung ein Vlies ausgelegt, um das Keimen von Samen im anstehenden Boden zu verhindern. Zusätzlich wird der Boden durch den Einbau mit schwerem Gerät verdichtet, sodass Regenwasser nicht mehr abfließen kann. Die steinerne Oberfläche, die entweder mit viel Zeitaufwand oder chemischen Spritzmitteln bewuchsfrei gehalten wird, strahlt Hitze ab, sodass die Umgebungstemperatur erhöht wird. Außerdem kann entstehender Staub nicht durch Vegetation gebunden werden und der Lebensraum für Tiere fehlt. Bei der gemulchten Staudenpflanzung wird der Boden durch das Wurzelwerk der Pflanzen gelockert, sodass Regenwasser versickern kann. Außerdem verdunsten die Pflanzen einen Teil des Wassers im Boden und kühlen so ihre Umgebung ab und dienen Insekten und Kleinstlebewesen als Nahrungsquelle und Rückzugsort.

8/16 Moränesplitt als Mulchabdeckung am Konzilsvorplatz

Abwarten, Beobachten und Lenken
Die Pflanzfläche hat mit der Pflanzung nicht ihren Endzustand erreicht – ganz im Gegenteil: Von nun an beginnt sie sich zu entwickeln, wächst und verändert sich. Dies braucht etwas Geduld. Mit etwas Beobachtung erfährt man das Wachstum, die Veränderung im Jahreslauf (wiederkehrende Veränderung wie Blüte, Herbstfärbung, Fruchtbildung oder Austrieb) und im zeitlichen Verlauf (Gestaltveränderung im Habitus). Es gilt zu beachten, dass sich die Pflanzung gewiss in ihrer Zusammensetzung verändern wird: Manche Pflanzen verschwinden nach ein paar Jahren oder tauchen an anderer Stelle wieder auf, andere Pflanzen vermehren sich und wieder andere bleiben an Ort und Stelle, wo sie gepflanzt wurden. Nun kann auch lenkend eingegriffen werden, wenn eine Lieblingspflanze beispielsweise ausfällt oder eine andere sich stark verbreitet, kann darauf reagiert werden. Solange eine artenreiche geschlossene Vegetationsdecke besteht, ist es jedoch nicht zwingend erforderlich.

Pflegen?
Ja, diese Art von Pflanzung wurde eingangs als besonders pflegeextensiv beschrieben – das ist sie auch, wenn sie voll entwickelt ist. Allerdings benötigt sie in den ersten drei Jahren regelmäßig Wasser, um den Anwuchserfolg zu ermöglichen. Außerdem sollte jährlich 1 bis 2 Mal unerwünschter Aufwuchs entfernt und am Ende des Winters vertrocknete Pflanzenteile zurückgeschnitten werden. Bei trockenheitsverträglichen, nährstoffarmen Pflanzungen sollte das Schnittgut hierbei entnommen und kompostiert werden.

Freuen Sie sich schon jetzt auf eine geschlossene Pflanzdecke und üppige Blütenfülle am Konzilsvorplatz!

Schlagwörter: Staudenbeet, Mulch, Stauden, trockenheitsverträglich, hitzetolerant, insektenfreundlich

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