Strauch-Pfingstrosen – Schätze aus China und Tibet

| Autor: | Kategorie: Frühling 

Handtellergroß schweben die prachtvollen Blüten der Pfingstrosen über dem grünen Laub und wirken dabei zart und zerbrechlich. Ab Mai bringen sie den Pfingstrosengarten auf der Insel Mainau zum Leuchten. Dabei scheint es, als ob die Pfingstrosen auf der Mainau zweimal blühen. Aber der erste Eindruck täuscht. Bei genauerem Hinsehen fallen die verholzenden Triebe bei einem Teil der Pfingstrosen auf. Dies sind die sogenannten Strauch-Pfingstrosen. Sie sind die weniger bekannten Verwandten der bei uns weitverbreiteten Stauden-Pfingstrose und blühen gut drei Wochen früher, so dass eine kleine Lücke vor der Blüte der Stauden-Pfingstrosen entsteht.

Die dunkelvioletten Basalflecken der Sorte ˈXue Lianˈ verweisen auf die Wildart Paeonia rockii

Die aus China und Tibet stammenden Strauch-Pfingstrosen unterscheiden sich nicht nur durch ihre verholzenden Triebe, sondern auch durch die erweiterte Farbpalette ihrer seidig zarten Blüten, die neben weißen, rosa, roten und violetten Tönen auch gelb enthält. In ihrer Heimat wird die Strauch-Pfingstrose Mu Dan genannt und gilt als die verehrungswürdigste unter allen Blumen. Sie ist Symbol für alles Positive im Leben, wie Glück, Friede und Wohlstand. Ihre Abbildungen sind in Asien allgegenwärtig und schmücken Alltagsgegenstände sowie Kunstwerke.

Die Sorte ˈShima Nishikiˈ zeigt ihre rot-weiß gestreiften Blüten erst nach einigen Jahren, zuvor sind sie rein rot

Verborgene Sortenvielfalt
Durch die späte Öffnung Chinas in den 90er Jahren erhielt die Strauchpfingstrose erst spät Einzug in die Gärten der westlichen Welt und ist auch heute noch eher eine Seltenheit. Dabei ist die Sortenvielfalt, der sich bereits seit der Han-Dynastie vor zwei Jahrtausenden in der Züchtung befindenden Pflanzen, enorm. Die aus Asien stammenden Sorten haben für unser Verständnis eher etwas schwieriger zu merkende Sortennamen, was ihrer Schönheit aber keinen Abbruch tut.

Die weißen Blüten mit den für die Wildart Paeonia rockii typischen, dunkelvioletten Basalflecken der Sorte werden bis zu 16 cm groß. Die in China gezüchtete Sorte gilt als robust, wuchsfreudig und gut frosthart. Die zweifarbig blühende Sorte ˈShima Nishikiˈ hat ihren Ursprung in Japan. Die halbgefüllten Blüten zeigen ihre charakteristischen Streifen in rot-weiß erst nach einigen Jahren. In der Jugend sind die roten Blüten vorherrschend.

Sie gilt als eine der attraktivsten gelbblühenden Strauch-Pfingstrosen, die Sorte ˈHigh Noonˈ

Im Garten bewährt haben sich auch einige amerikanische Züchtungen wie zum Beispiel die Sorte ˈHigh Noonˈ. Sie gilt unter Liebhabern als die attraktivste gelbe Strauch-Pfingstrose. Die halbgefüllten, zitronengelben Blüten haben eine gute Fernwirkung und sind aufgrund ihres relativ späten Blütezeitpunkts von Ende Mai bis Anfang Juni vor Spätfrösten sicher.

Die Strauch-Pfingstrosen in den weißen, violetten und roten Farbtönen gehen meist auf die Wildarten  Paeonia rockii und Paeonia suffruticosa zurück. Gelbe Sorten haben ihren Ursprung in der Wildart Paeonia lutea. Die aus den Wildarten entstandenen Sorten sind sehr robust und kommen mit unserem Klima gut zurecht. In unseren Gärten kommen die Suffruticosa-Hybriden als erste Strauch-Pfingstrosen zur Blüte. In den ersten Jahren erfordern die Strauch-Pfingstrosen allerdings einiges an Geduld, denn sie wachsen sehr langsam. Haben sie sich etabliert, nehmen sie mit den Jahren gerne Flächen von zwei bis drei Quadratmetern ein.     

Strauch-Pfingstrosen im Garten
Am sonnigen Gehölzrand fühlen sich Strauch-Pfingstrosen besonders wohl. Die direkte Frühjahrssonne sollte nach Möglichkeit gemieden werden, damit der Neuaustrieb nicht zu hohen Temperaturschwankungen ausgesetzt ist. Besonders Spätfrösten gegenüber sind Strauch-Pfingstrosen empfindlich.

Achten Sie beim Kauf von Strauch-Pfingstrosen auf kräftige Pflanzen von guter Qualität. Dies gilt besonders bei veredelten Pflanzen. Diese sollten mindestens zwei Jahre alt sein, damit Unterlage und Edelreis gut miteinander verwachsen sind. Bei veredelten Exemplaren sollten Sie die Veredlungsstelle ca. 10 cm tief in den möglichst nähstoffreichen, frischen und lehmig-humosen Boden pflanzen, damit das Edelreis eigene Wurzeln bildet und die Unterlage allmählich ersetzt.

Im Beet harmonieren alle Pfingstrosen gut mit Frauenmantel (Alchemilla mollis), Pracht-Storch-schnabel (Geranium x magnificum) und Zier-Lauch (Allium), deren Blüten gleichzeitig erscheinen. Die gelben und violetten Farbtöne unterstreichen die Blüten der Strauch-Pfingstrosen und bringen diese besonders schön zur Geltung.

Schlagwörter: Pfingstrosen, Päonien, Strauchpfingstrosen, Baumpäonie, Zierpflanzen, Prachtstauden

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