Nützliche Insekten im Garten: Ich sehe was, was du nicht siehst

| Autor: | Kategorie: Frühling  Sommer  Herbst  Winter 

Bei Nützlingen denkt manch einer an Igel, Regenwurm und co. Bei Maulwurf und Ringelnatter herrschen vielleicht schon gemischte Gefühle, wenn es um die Erwünschtheit im eigenen Garten geht. Und spätestens bei der Spanischen Wegschnecke wird klar, dass wir uns wohl nicht an jedem Tier in unserem Garten erfreuen. Den größten Anteil an tierischen Gartenbewohnern machen jedoch Klein- und Kleinstlebewesen aus. Neben unzähligen nützlichen Mikroorganismen im Boden, die uns gar nicht ins Auge fallen, bewohnen viele Kleininsekten, Milben und Krebstiere unsere Beete, Bretter, Mäuerchen und das Erdreich selbst. Leider können wir hier kein 1000-seitiges Buch über Nützlinge und Bodenbewohner im Allgemeinen füllen (sie hätten es verdient!), deswegen soll sich unser Blogbeitrag insbesondere den Insekten widmen, die wir als eine der wichtigsten Gruppen unter den Gartennützlingen erachten. Warum das so ist, erzählen wir hier.

Schutz vor Schädlingen – Schutz vor Nützlingen?
Die Einteilung in Schädlinge (die unsere Kultur­pflanzen schädigen) und Nützlinge (natürliche Feinde der Schädlinge) ist eine Einteilung aus Sicht des Menschen. In der Natur ist dies ein steter Kreislauf. Nützlinge können sich nur dort ansiedeln, wo es auch ein Nahrungsangebot - sprich Schädlinge - für sie gibt. Während man vor Jahrzehnten bei Schädlingen im Garten zu hochwirksamen und hochgiftigen Insektiziden gegriffen hat, sieht man den Garten heute als ein Stück schützenswerte Natur vor der eigenen Haustüre. Das macht Sinn, denn auch für den Pflanzenschutz sind viele Insekten nützlich. Bekannt sind Florfliegen und Marienkäfer, deren Larven große Mengen an Blattläusen vertilgen. Darüber hinaus wirken jedoch noch viele weitere Arten als Gegenspieler für Schadinsekten, einige von ihnen werden mittlerweile sogar für den biologischen Pflanzenschutz gezüchtet. In einem insektenfreundlichen Garten sollte generell auf den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln verzichtet werden. Auch Gifte wie Neem, Pflanzenseifen und ölhaltige Mittel, die im Bioanbau verwendet werden, sind im eigenen Garten wegen ihrer Wirkung gegen Nützlinge ungünstig.

Blütenbesuchende Insekten sind unersetzlich für die Bestäubung von Nutz- und Wildpflanzen. Neben der Honigbiene leisten daran auch Wildbienen, Hummeln, Schwebfliege, sowie Käfer und Schmetterlinge einen großen Anteil. Das Summen und Schwirren von Blütenbesuchern an einem schönen Frühsommermorgen vermitteln ein Gefühl der Lebendigkeit. Aus so mancher Raupe in Büschen und Beeten wird einmal ein schöner Schmetterling. Einige Nachtfalter sind hingegen unauffällig, haben aber wiederum spektakuläre Raupen, die besonders Kinder (und den Autor dieses Artikels) faszinieren.

Das Große Heupferd (Tettigonia viridissima) ist mit einer Gesamtlänge von bis zu 8 cm eines der größten Insekten, die uns im eigenen Garten begegnen. Wer gleich an die Biblische Plage der Wanderheuschrecken (u.a. Locusta migratoria) denkt, sei beruhigt: Das Große Heupferd hat zwar auch großen Hunger, ernährt sich jedoch hauptsächlich von anderen Insekten – es ist also ein wertvoller Nützling, der Ihren Garten nach Raupen, Schaben und anderen Beutetieren durchsucht. Und singen kann es auch noch! Das bisschen Blattwerk, welches das Große Heupferd zwischendurch verspeist, sei ihm da gegönnt. (Foto: Dr. M. Lechner)

Eine Einladung für Insekten
Doch was kann der Hobbygärtner machen, wenn er Nützlinge als natürliche Feinde von Schädlingen in seinem Garten fördern will? Viele Insektenarten verschwinden, da landwirtschaftliche Flächen kaum noch Nahrung bieten. Nach Mahd und Ernte herrscht der größte Mangel im Sommer und Herbst. Heutige Wiesen liefern mehr Viehfutter als früher, sind aber artenärmer.

Gärten und Parks stellen wichtige Ersatzlebensräume dar: Blütenbesucher können hier durch die Ansaat oder Pflanzung möglichst vieler Pflanzenarten gefördert werden. Ein hoher Anteil sollte heimisch sein oder ungefüllte Blüten haben, da gefüllte Blüten keinen Pollen oder Nektar liefern. Sehr prächtig wirken wiesenähnliche Ansaaten mit einjährigen Blumen, für die Insektenwelt sind echte Wiesen aus heimischen und langlebigen Arten jedoch auf Dauer wertvoller.

Doch auch viele Nutz- und Zierpflanzen sind wertvoll wie z.B. blühende Küchenkräuter. Besonders das dauerblühende Strauchbasilikum, Oregano, Minze, Thymian sind geeignet – selbst im Balkonkasten. Oder lassen Sie doch mal Pflanzen im Gemüsegarten blühen: Blühender Porree ist ein Fest für viele Insekten, blühende Artischocken ziehen Bienen fast magisch an. Mit blühenden Möhren, Dill, Fenchel oder Pastinaken locken Sie vielleicht sogar den seltenen Schwalbenschwanz in Ihren Garten, dessen schöne Raupen das Kraut mögen. Nachtfalter schätzen Weiße Lichtnelke, Phlox und Nachtkerze.

Sehr wertvolle Spätblüher sind Herbstastern, Staudensonnenblumen und ungefüllte Dahlien. Zugleich als Futterpflanzen und Unterschlupf dienen vor allem heimische Gehölze, wie das im Herbst blühende heimische Efeu, das daher an Mauern oder großen Bäumen seinen Platz finden sollte. Schmetterlinge lieben aber auch blühenden Sommerflieder (Buddleja). Wer mehr Platz hat, kann einen Bienenbaum (Tetradium daniellii) pflanzen, dessen Spätsommerblüte besonders viel Futter bietet.

Der Bienenbaum Tetradium daniellii ist ein wahrhaftiger Bienenmagnet. Über diesen hoch interessanten Gartenbaum aus China und Indien wurde bereits letztes Jahr hier im Blog berichtet. (Foto: Dr. M. Lechner)

Schlemmen ist nicht alles
Neben Futterpflanzen sind Nistmöglichkeiten für Insekten lebensnotwendig. Diese können aus Holz, Lehm, Pflanzenstängeln oder Steinen leicht selber hergestellt werden. Anleitungen hierfür finden sich in Internet oder Fachliteratur. Selbst auf einem Balkon können friedliche Wildbienen in einer Nisthilfe brüten und lassen sich bei ihrer Balz und Brut sehr gut beobachten. Viele Insekten überwintern in oder an abgestorbenen Stängeln, die deshalb in manchen Ecken bis zum späten Frühjahr stehen bleiben sollten. Insekten überwintern übrigens häufig auch in alten Nistkästen, beim Säubern also bitte aufpassen. Es können auch Florfliegenhäuser aufgehängt werden, die mit Stroh gefüllt werden. Wasserstellen im Garten sind ebenfalls ein wichtiger Lebensraum für Insekten. Die gefürchteten Mückenlarven sind übrigens in Teichen, die im Winter nicht bis unten durchfrieren, kein Problem. Die dort hausenden Libellenlarven verspeisen diese regelmäßig. Das Schlüpfen der Libellen ist dann schließlich ein besonderer Höhepunkt für Insektenfreunde.

Wildbienen, Schlupfwespen und andere Insekten können mit selbstgebauten oder im Fachhandel erworbenen „Insekten­hotels“ im Garten angesiedelt werden. Sie sind wichtige Bestäuber im Obst- und Gemüsegarten oder nützliche Jäger. Bei der Auswahl der Pflanzen für die Blumenbeete sollten einfache, ungefüllte Blumen als Pollen- und Nektarspender bevorzugt werden, wie z.B. mit der Ansaat einer Wildblumenwiese. Doldenblütler wie Fenchel, Dill und Kerbel wirken anziehend auf Schlupfwespen und einige Schmetterlingsarten, wie den Schwal­ben­schwanz.

Sie gehört zu den Spinnentieren und ist damit kein Insekt: Die Wespenspinne (Argiope bruennichi) webt auffällige Zickzackmuster in ihre Netze und ist wie die meisten anderen Spinnen im heimischen Garten für den Menschen ungefährlich. Auch für sie ist ein geeigneter Lebensraum, etwa ein wenig gemähtes, ungestörtes Stück Wiesenfläche, die wichtigste Voraussetzung. Das abgebildete Weibchen hat in dem Garten offenbar auch schon einen Artgenossen getroffen, denn rechts im Bild befindet sich ein Spinnenkokon: In diesem birnenförmigen, dicht gewebten Behälter schlüpfen die Spinnenbabies aus den Eiern. (Foto: Dr. M. Lechner)

Einer der wichtigsten Wohnmöglichkeiten im heimischen Garten wurde jedoch noch zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet – dem Gartenboden. Eine gute Humusversorgung in Form von Kompost und das Mulchen mit organischem Material fördert das Bodenleben. Wir empfehlen daher: Verzichten Sie weitestgehend auf breitwirksame Pflanzenschutzmittel, die auch die Nützlinge dezimieren. Seien Sie in Ihrem Garten nicht zu ordentlich, sondern legen Sie sich stattdessen in den Liegestuhl und beobachten Sie, wie die Artenvielfalt in Ihrem Garten zunimmt!

Schlagwörter: Insekten, Nutzinsekten, Wespenspinne, Bienenbaum, Laubheuschrecke

Kommentare

Kommentar von Enrico |

Es ist wirklich erstaunlich, wie viele Insekten in unseren Gärten eigentlich zu den Nützlingen zählen. Und der Hinweis auf die Vermeidung von Pflanzenschutzmitteln ist richtig und wichtig. Wenn wir Schädlinge vertreiben wollen, vertreiben wir oftmals auch Nützlinge. Wichtig für die Insektenhotels ist noch zu erwähnen, dass es insbesondere im Winter nicht den Platz wechseln sollte, damit z. B. Bienen ihr Häuschen wieder finden. Der Standort sollte also wohlüberlegt sein.
Mehr zum Thema gibt es auch hier: https://verminscout.de