Fledermäuse: Nützliche Helfer im Garten

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Um Fledermäuse ranken sich seit Jahrtausenden unzählige Mythen und es kursieren vor allem wegen ihrer Lebensweise viele Halbwahrheiten über die nachtaktiven Tiere. Noch immer – und gerade in den aktuellen Zeiten wieder besonders stark – haftet ihnen deshalb ein hartnäckiges Gruselimage an, mit dem die scheuen Nachtschwärmer in Wahrheit jedoch nicht viel gemein haben. Bei einem genaueren Blick wird nämlich schnell klar: Vor den faszinierenden Flugkünstlern muss sich niemand fürchten – viel eher ist der Mensch mittlerweile eine Bedrohung für die gefährdeten Tiere. Dabei sind Fledermäuse für unser Ökosystem sehr wichtig und vor allem Hobbygärtner sollten sich über deren nächtlichen Besuch im Garten freuen, denn dort erweisen sich die fleißigen Insektenvertilger als wahre Nützlinge. Wie Sie den bedrohten Säugetieren helfen können und Ihren Garten fledermausfreundlich gestalten, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Fliegende Fledermaus
Die Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) ist in Europa die am häufigsten verbreitete Fledermausart. Bildnachweis: shutterstock.com/Rudmer Zwerver

Lebende Fossile
Als vor über 50 Millionen Jahren Säbelzahntiger, Riesenameisen und -schlangen, gigantische Laufvögel und fuchsgroße Urpferde die Erde bevölkerten, flatterten auch bereits Fledermäuse (Microchiroptera) durch die Nacht. Damit gehören sie zu den ältesten Säugetieren der Welt. Zusammen mit den etwas größeren Flughunden (Megachiroptera), die ebenfalls den Fledertieren (Chiroptera) zugeordnet werden, sind sie auch die einzigen Säugetiere, die fliegen können. Weltweit gibt es rund 900 Fledermausarten, die auf allen Kontinenten mit Ausnahme der Antarktis vorkommen, wobei der Großteil in tropischeren Gefilden beheimatet ist. Bei uns in Europa sind etwa 40 verschiedene Fledermausarten zu finden, 24 davon sind auch in Deutschland heimisch, darunter beispielsweise das Braune und das Graue Langohr (Plecotus auritus, P. austriacus), die Große und die Kleine Hufeisennase (Rhinolophus ferrumequinum, R. hipposideros), die Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) und die Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus). Die Mehrzahl der hier lebenden Fledermausarten ist nicht größer als eine Handfläche, wobei die kleinsten von ihnen, die Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) und die Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus), gerade einmal 3 - 5 cm groß werden. Die Flügelspannweite der größten Arten, der Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus), des Großen Mausohrs (Myotis myotis) und des Großen Abendseglers (Nyctalus noctula), kann bei einer Körperlänge von rund 7 cm immerhin 40 cm betragen.

Faszinierende Flugkünstler und Jäger der Nacht
Als nachtaktive Tiere verbringen Fledermäuse die hellen Stunden des Tages kopfüber hängend schlafend in Spalten und Höhlen alter Bäume und Felsen oder auf Dachböden. Bei Beginn der Dämmerung verlassen sie dann ihr Quartier und begeben sich auf den nächtlichen Beutezug, wobei sie sich mit Hilfe eines ausgeklügelten Echolot-Systems bei Dunkelheit orientieren können: Die Fledermäuse stoßen dafür Schallwellen aus, die von den umgebenden Objekten zurückgeworfen werden, wodurch eine Art „Hör-Bild“ ihres Umfelds entsteht, mit dem sie ihre Beute millimetergenau orten können. Obwohl Fledermäuse praktisch mit den Ohren sehen, können ihre Augen kurzwelliges UV-Licht wahrnehmen. Hilfreich bei der Jagd sind auch ihre feinen, flexiblen Flügel, die ihnen blitzartige, lautlose Flugmanöver ermöglichen.

Langes Braunohr
Das Braune Langohr (Plecotus auritus) überwintert in der kalten Jahreszeit in Baum- oder Felshöhlen oder auch in Kellern. Bildnachweis: adobe.stock.com/Asfloro

Auf dem Speiseplan fast aller Fledermausarten stehen hauptsächlich Insekten, in den Subtropen und Tropen kommen aber auch Arten vor, die teilweise auch andere kleine Säugetieren fressen oder aber sogar nur vegetarisch von Früchten und Nektar leben – lediglich drei Arten der auf dem amerikanischen Kontinent beheimateten Vampirfledermäuse (Desmodontinae) ernähren sich vom Blut anderer Tiere. Die bei uns heimischen Fledermäuse haben es dagegen ausschließlich auf Insekten abgesehen und fressen so über den Sommer Nacht für Nacht Unmengen von Käfern, Faltern, Schnaken, Mücken und Spinnen. Pro Nacht fängt eine einzelne Fledermaus mehrere Tausend Insekten, was je nach Art einem bis zwei Drittel ihres eigenen Körpergewichts entspricht. So fressen sich die in Europa beheimateten Fledermäuse als Winterschläfer ein Fettpolster an, um durch die nahrungsarme Winterzeit zu kommen, die sie schließlich an geschützten, frostfreien Orten wie Ruinen, Höhlen oder Kellern kopfüber hängend und mit minimierten Stoffwechsel verschlafen.

Bechstein-Fledermaus bei der Jagd
Fledermäuse, hier die Bechstein-Fledermaus, ernähren sich überwiegend von Insekten und Schmetterlingen.Bildnachweis: shutterstock.com/Agami Photo Agency

Gefährdete Nützlinge
Ihre Nahrungsgrundlage und ihre Lebensweise bergen mittlerweile jedoch auch immer größere Risiken für die Fledermäuse: Aufgrund von landwirtschaftlichen Monokulturen und wegen des Einsatzes von Insektiziden nimmt das Insektensterben immer mehr zu, weshalb Fledermäuse immer weniger Nahrung finden. Zusätzlich werden sie durch den Verzehr von mit Giften belasteten Insekten geschwächt. Außerdem leiden Fledermäuse verstärkt unter Wohnungsnot, denn durch die Sanierung von Gebäuden und das Dämmen von Fassaden und Dachböden verlieren die Tiere geeignete Nistplätze und Winterquartiere. Aus diesen Gründen stehen bei uns in Deutschland mittlerweile alle Fledermausarten unter Naturschutz, schließlich leisten sie als Schädlingsvernichter, Blütenbestäuber und Samenverbreiter einen enormen Beitrag zur Erhaltung des natürlichen Gleichgewichts. Damit benötigen die gefährdeten Tiere nicht nur dringend unsere Hilfe, auch wir sind auf sie angewiesen, wenn wir unser Ökosystem intakt halten wollen.

Insektenwiese
Naturnahe, artenreiche Pflanzungen und blühende Wildblumenwiesen ermöglichen eine umfangreiche Speisekarte für Fledermäuse.

Gartenparadies für Nachtschwärmer
Gartenbesitzer haben einige Möglichkeiten, den eigenen Garten fledermausfreundlicher zu gestalten und den Tieren so Nahrung und Quartiere zu bieten. Schon mit wenigen Mitteln kann man den fleißigen Nachtschwärmen demnach Gutes tun, wenn man vor allem folgende Faustregel beachtet: Ein Garten, der für Insekten attraktiv ist, lockt auch Fledermäuse an, sprich je mehr Insekten sich im Garten tummeln, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die nachtaktiven Flugkünstler dort auf die Jagd gehen. Gerade in artenreichen, naturnahen Gärten ist der Insektenbestand besonders hoch, deshalb ist Vielfalt der wichtigste Punkt bei der Gestaltung und Bepflanzung eines fledermausfreundlichen Gartens. Legen Sie dafür beispielsweise anstelle einer grünen Rasenfläche lieber eine blühende Wildblumenwiese an und setzen Sie bei der Bepflanzung mehr auf insektenfreundliche Gehölze und Stauden, wie zum Beispiel Sommerflieder (Buddleja), Holunder (Sambucus), Liguster (Ligustrum), Nachtkerzen (Oenothera), Flammenblume (Phlox) oder Ziertabak (Nicotiana sanderae). Überhaupt eignen sich nachtblühende, stark duftende Pflanzen wie Gewöhnliches Leimkraut (Silene vulgaris), Wegwarte (Cichorium intybus), Seifenkraut (Saponaria officinalis) oder Goldlack (Erysimum cheiri) besonders gut für einen fledermausfreundlichen Garten. Auch Gewürzpflanzen und Kräuter wie Borretsch (Borago officinalis), Salbei (Salvia officinalis) oder Basilikum (Ocimum basilicum) bieten reichlich Nahrung für die fleißigen Insektenvertilger. In diesem Zusammenhang sollte es für den Hobbygärtner zudem selbstverständlich sein, auf den Einsatz von Insektiziden gänzlich zu verzichten.

Wenn es der Platz zulässt, können Sie mit der Anlage eines Gartenteiches eine weitere Nahrungsquelle für Fledermäuse schaffen, denn Wasser zieht viele Insekten praktisch magisch an. Mauern, Zäune oder Fassaden, die mit Kletterpflanzen wie zum Beispiel dem Duftgeißblatt (Lonicera periclymenum) begrünt sind, bieten nicht nur einen Tummelplatz für Insekten, Fledermäuse finden dort auch Unterschlupf. Indem Sie in Ihrem Garten den ein oder anderen alten Baum erhalten und Holzstapel stehen lassen, schaffen Sie weitere Rückzugs- und Überwinterungsmöglichkeiten für die kleinen Säuger. Eine große Freude bereiten Sie den nachtaktiven Tieren auch mit speziellen Fledermauskästen, die im Handel erhältlich sind oder auch selbst gebastelt und an Bäume oder Fassaden angebracht werden können.

Fledermauskasten in Pappel
Im Ufergarten der Insel Mainau können sich die nachtaktiven Fledermäuse in diesem Fledermauskasten tagsüber aufhalten.

Unser Tipp: Auch die Insel Mainau setzt sich für den Fledermausschutz ein, deshalb werfen Sie bei Ihrem nächsten Besuch doch auch einmal einen Blick nach oben, vielleicht entdecken Sie dabei einen der rund 30 Fledermauskästen, die dort für die sieben auf der Mainau vorkommenden Arten angebracht wurden.

Diese Arten sind:

  • Braunes Langohr (Plecotus auritus)
  • Graues Langohr (Plecotus austriacus)
  • Großer Abendsegler (Nyctalus noctula)
  • Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii)
  • Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus)
  • Weißrandfledermaus (Pipistrellus kuhlii)
  • Wasserfledermaus (Myotis daubentonii)
  • Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus)

Bei der regelmäßigen Kontrolle dieser Quartiere durch einen Sachverständigen werden wichtige Daten zur Lebensweise dieser Tiere gesammelt. Seit 2019 besteht zudem eine Kooperation mit dem Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie am Standort Radolfzell/Konstanz, bei der auch die Förderung des Fortbestands dieser gefährdeten Säugetiere im Zentrum steht.

Schlagwörter: Fledermaus, Nützling, Säugetiere

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