Die Blumenuhr im Ufergarten der Insel Mainau

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Die Natur fasziniert seit jeher die Menschheit mit ihren großen Phänomenen, aber auch mit ihren kleinen Wundern. Gerade auch in früheren Zeiten – als Technologie und Wissenschaft noch nicht im heutigen Maße fortgeschritten waren – diente die Natur als „Wegweiser“, an dem man sich im Laufe eines Jahres orientierte. Carl von Linné (1707 - 1778) hat versucht, die Beobachtungen der Natur wissenschaftlich zu begründen und hat so die Phänologie ins Leben gerufen. Ein weiteres Beispiel, das auf der Beobachtung der Blütezeiten verschiedener Pflanzen gründet, ist die sogenannte „Blumenuhr“, die ebenfalls auf den Botaniker Carl von Linné zurückgeht.

Auch auf der Insel Mainau wurde 2008 im Ufergarten in unmittelbarer Nähe zum Rhododendron-Hang und dem Restaurant Comturey am Hafen solch ein floraler Zeitmesser gepflanzt. Die Beetanlage ist von einer Hainbuchen-Hecke eingefasst, die Unterteilung des Ziffernblatts ist durch eine niedrige Eiben-Hecke (Taxus baccata 'Renke's Kleiner Grüner') realisiert. Am Eingang informieren Schautafeln über die faszinierende Geschichte, die hinter dieser Pflanzung steckt.

Update vom Juni 2023:
Bis 2022 gab es die Blumenuhr bei uns, in diesem Jahr wurde der Parkbereich umgestaltet. Wir haben festgestellt, dass die Blumenuhr bei uns nicht wie gewünscht funktioniert, Linnée hat das Konzept zu einer anderen Zeit und in einem anderen Breitengrad entwickelt. Am ehemaligen Standort der Blumenuhr befindet sich nun eine bepflanzte Schmetterlingsfigur sowie wechselnde Pflanzen-Ausstellungen.

1745 reifte die Idee der Blumenuhr in Schweden. Mit dem Hintergrundwissen, dass nicht alle Pflanzen ihre Blüten zur selben Zeit öffnen oder schließen, begann Carl von Linné damit, ein Beet in Ziffernblattform anzulegen. Er stattete das runde Beet zu jeder Stunde mit einer Pflanze aus, die in dieser Zeit entsprechend ihre Blüte von ihrer schönsten Seite präsentiert oder auch die Blüte in die Ruhepause schickt.

Seit 2008 gibt es auf der Insel Mainau, die nach dem Vorbild von Carl von Linné errichtet wurde und im Laufe der Zeit angepasst wurde.

Ringelblume, Löwenzahn, Wegwarte & Co. füllen die Stunden
Die Blumenuhr im Ufergarten der Insel Mainau hat einen Durchmesser von ca. fünf Metern. Jeder der zwölf Abschnitte der Blumenuhr ist in zwei Teile unterteilt und bietet so Platz für jeweils zwei Pflanzenarten. Generell hängen die Blühzeiten der Pflanzen von der Region ab, in der sie gepflanzt sind. Sie richten sich nach der Sonne, aber auch nach dem Wetter aus, z.B. schließt die Ringelblume (Calendula arvensis) ihre Blüten frühzeitig wenn Regen ansteht. Die Blumenuhr wurde in Anlehnung an das historische Original angelegt, im Laufe der Zeit erfolgten Anpassungen. Ein Beispiel für eine Anpassung, die vorgenommen werden musste, ist der Wald-Sauerklee (Oxalis acetosella). Wird dieser immer wieder an der gleichen Stelle gepflanzt, ruft er die sogenannte Bodenmüdigkeit hervor. In der Blumenuhr auf der Insel Mainau wurde schlussendlich eine andere Art Wald-Sauerklee gepflanzt. Verwendung finden in der Blumenuhr sowohl einjährige Pflanzen, wie z.B. Ringelblume (Calendula arvensis) oder der Rote Pippau (Crepis rubra), zweijährige Pflanzen, wie z.B. Islandmohn (Papavaer nudicaule) als auch mehrjährige Pflanzen, wie Habichtskraut (Hieracium rubrum und H. pilosella), Löwenzahn (Taraxacum officinale), Wegwarte (Cichorium intybus) oder die Taglilie (Hemerocallis 'Crimson Pirate'). Wichtig zu beachten ist, dass die Pflanzen zum Teil nicht winterhart sind, wie beispielsweise die Wunderblume (Mirabilis jalapa). Bei vielen der Pflanzen, die sich in der Blumenuhr befinden, handelt es sich um Wildpflanzen, die sogar manch einer vielleicht wenig charmant als „Unkraut“ titulieren würde und die nicht unbedingt in Gärtnereien oder im Gartencenter erhältlich sind.

Umrahmt von Taglilien (Hemerocallis), Wegwarte (Cichorium intybus) und Johanniskraut (Hypericum perforatum): die Nachtkerzen (Oenothera biennis), die ihre Blüten erst in den Abendstunden völlig öffnen.

Erfahrung der Mainau-Gärtner
Unsere Erfahrung und auch die anderer Parks, zum Beispiel in Berlin am Weißen See oder am Wasserbahnhof in Mühlheim, in denen es Blumenuhren gibt, zeigen, dass die Genauigkeit der Blumenuhr nicht mit einer gewöhnlichen Uhr mithalten kann und aufgrund regionaler und witterungsbedingter Unterschiede teilweise stark abweicht. Dennoch lädt die Blumenuhr zu Beobachtungen ein, wie sich Blüten zu unterschiedlichen Tageszeiten öffnen und schließen oder ihren Duft verströmen. Nehmen Sie sich doch mal eine kleine Auszeit und beobachten zum Beispiel die Nachtkerzen (Oenothera biennis), die sich im sechsten Feld befinden und mit Einbruch der Dämmerung ihre Blüten öffnen.

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Schlagwörter: Blumenuhr, Carl von Linné, Botanik, Phänologie

Die Blüten der Gemeinen Wegwarte (Cichorium intybus) öffnen sich bereits in den Morgenstunden und schließen sich gegen 15 Uhr.

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