Johanniskraut – Heilpflanze des Jahres 2019

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Endlich wird es Sommer! Die Sonne steht hoch am Himmel, die Kraft ihres Lichts und ihre Wärme bringen Freude und Fröhlichkeit zurück in unseren Körper. Genau wie ihre Strahlen hat auch das Johanniskraut (Hypericum perforatum) eine wohltuende Wirkung auf unser Gemüt. Nicht umsonst steht dieses Heilkraut in der Pflanzenwelt für die Verkörperung der Sonne und passt deshalb ganz wunderbar zu unserem Jahresmotto 2019 „Sonne, Mond und Sterne“.

Leuchtend gelbe Blütenblätter mit kleinen schwarzen, perforierten Punkten am Rand sind charakteristisch für das Echte Johanniskraut. Darin ist das ätherische Öl der Pflanze enthalten.

Sonnenliebende Lichtpflanze
In diesem Jahr ist das Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum) zur Heilpflanze des Jahres durch den NHV Theophrastus gekürt worden. Es zählt zu den vielseitigsten Heilkräutern, das die Menschheit seit Jahrtausenden als entzündungshemmend, durchblutungsfördernd und schmerzlindernd kennt. U.a. waren auch schon der griechische Gelehrte Hippokrates (460 – 370 v.Chr.), Paracelsus (1493-1541) sowie Pfarrer Sebastian Kneipp (1821-1897) von der heilenden Wirkung überzeugt.

Um den Lichtkeimer ranken sich so manche Legenden: Für die alten Germanen symbolisierte Johanniskraut mit seinen goldgelben Blüten die Sonne. Die Kelten verbrannten Johanniskraut zur Sommersonnenwende, um böse Geister abzuwehren. Daher stammt übrigens die volkstümliche Bezeichnung „Sonnenwendkraut“. Und auch der Teufel soll bei der Namensgebung seine Finger mit im Spiel gehabt haben: Weil er wütend darüber war, dass Hypericum außerordentlich heilend wirkt, soll er mit einer Nadel lauter kleine Löcher in das Kraut gestochen haben. Wenn man die länglich ovalen Blätter gegen das Licht hält, sind kleine Punkte, die Öldrüsen der Pflanze, erkennbar.

Zahlreiche längliche Staubblätter ragen aus den fünfstrahligen Blütenblättern heraus.

Seinen deutschen Namen erhielt das Johanniskraut aufgrund seiner Hochblüte und Erntezeit rund um den Johannistag am 24. Juni. Zu dieser Zeit der Sommersonnenwende steht die Sonne am Höchsten, so dass dem sonnenliebenden Johanniskraut nachgesagt wird, jetzt die meisten Inhaltsstoffe zu speichern, um später nach der Ernte seine maximale Wirkung entfalten zu können. Darauf begründet die Volks- und Naturmedizin übrigens die stimmungsaufhellende Wirkung des Johanniskrauts als sonnenhaftes Wesen an dunklen und grauen Wintertagen.

Ausdauernde, sommergrüne Staude
Das Johanniskraut gehört zur Familie der Johanniskrautgewächse (Hypericaceae) und ist in Europa, Westasien und Nordafrika heimisch. Mittlerweile wächst es aber auch in Ostasien, Amerika und Australien. Trockene, magere Böden mit üppiger Sonneneinstrahlung gefallen dem Hypericum besonders gut. Die ölhaltige Pflanze wächst u.a. an Wiesen und Wegesrändern, an Feldrainen und lichten Wäldern. Die leuchtend gelbe Blüte erstrahlt von Mitte Juni bis in den Spätsommer hinein. Erst dann zieht sich die Pflanze in den Wurzelstock zurück, um mit neuen Grundblättern den Winter zu überstehen und im Frühjahr neu auszutreiben. Die mehrjährige Pflanze wird bis zu 90 cm hoch. Ihr aufrecht wachsender Stängel hat zwei fühlbare Kanten, wodurch sich das Echte Johanniskraut auch haptisch von anderen Arten unterscheidet. 

Übrigens: Bei uns auf der Insel Mainau ist auch Teppich-Johanniskraut (Hypericum calycynum) zu finden. Wir haben es als Bodendecker an steileren Aufgängen beim Schmetterlingshaus oder im Immergrünen Garten gepflanzt. Im Gegensatz zum Echten Johanniskraut trägt das Teppich-Johanniskraut große, rundliche gelbe Blüten.

Nicht zu verwechseln mit der Heilpflanze Hypericum perforatum: Die Blüten des Teppich-Johanniskrauts sind zwar auch gelb, aber mit ca. 8 cm viel größer.

Die Heilpflanze
Laut NHV Theophrastus ist Hypericium einzigartig in seiner Wirkweise als pflanzliches Antidepressivum, dessen stimmungsaufhellende und antriebssteigernde Eigenschaften klinisch belegt sind. Gleichzeitig wirkt es auch bei oberflächlichen Verletzungen wie Wunden, Verbrennungen, Schürfungen, Sonnenbrand oder Insektenstichen.

Johanniskraut gibt es in verschiedenen Darreichungsformen: Häufig wird es in Form von Rotöl angewendet. Das Öl erhält seine dunkelrote Färbung durch die darin enthaltenen Hypericine. Sichtbar wird die dunkelrote Farbe, wenn man eine Blütendolde in der Hand zerreibt. Daher stammt auch der Name „Blutkraut“ oder „Jesuswundenkraut“. Die Farbveränderung kommt übrigens dadurch zustande, dass Licht und Sauerstoff die Inhaltsstoffe der Blüten zersetzen. Andere Anwendungsmöglichkeiten von Johanniskraut sind z.B. Tee, Tinktur oder Trockenextrakt.

Ein Tee aus frischem oder bereits getrockneten Johanniskraut ist die einfachste Anwendung der Heilpflanze des Jahres 2019. Bildnachweis: shutterstock.com/Tatiana Belova

Rotöl selbst herstellen (Rezeptur nach NHV Theophrastus):

  1. Ernten Sie die oberen 10 cm der blühenden Pflanze.
  2. Zupfen Sie Blüten, Blätter und die jungen Samenkapseln vom Stängel ab und zerkleinern Sie diese. Setzen Sie die gewonnenen Kräuterteile im Verhältnis 1:4 mit Olivenöl, Weizenkeim- oder Mandelöl an.
  3. Lassen Sie dieses Gemisch in einem hellen Glas ca. 6 Wochen unter täglichen Umschütteln an einem sonnigen Platz ziehen, bis sich das Öl rot gefärbt hat.
  4. Füllen Sie das fertige Öl anschließend in ein dunkles Gefäß ab.

Weitere Informationen
Broschüre Heilpflanze des Jahres 2019
www.nhv-theophrastus.de

Schlagwörter: Johanniskraut, Heilpflanze, DIY, Hypericum perforatum, Naturheilkunde, Rotöl

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