Wasserlinse & Wasserspinat: Ungewöhnliches „Gemüse“ aus dem Wasser

| Autor: | Kategorie: Sommer 

Unter dem Motto „Blühende Wasser, schwimmende Gärten“ dreht sich im Blumenjahr 2020 auf der Insel Mainau alles um das Thema Wasser und seine Verbindung zur Pflanzenwelt. In Badewannen, Miniteichen und Zinkwannen gibt es deshalb auch an verschiedenen Orten auf der Insel eine Vielzahl an Wasser- und Sumpfpflanzen zu entdecken. Mit der Wasserlinse und dem Wasserspinat sind auch zwei buchstäblich nah bzw. im Wasser (an-)gebaute Pflanzen dabei, die nicht nur für aufgeschlossene Hobby-Gärtner, sondern auch für experimentierfreudige Kulinariker und Freunde der asiatischen Küche interessant sind.

Die Wasserlinse: Klein, aber oho!
Wer beim Vorbeilaufen an einem Teich, Tümpel oder Graben schon einmal einen riesigen, auf dem Wasser schwimmenden grünen Teppich entdeckt hat, der hat sich vielleicht schon öfter gefragt, was es mit dieser „Entengrütze“, wie diese Naturerscheinung im Volksmund auch gerne genannt wird, auf sich hat. Dahinter steckt keine Geringere als die Wasserlinse – eine kleine, unscheinbare Schwimmpflanze, die es sprichwörtlich in sich hat. Denn auch wenn sie gerade im Bereich Aquaristik auch gerne mal als Unkraut verschrien ist, könnte sich die Wasserlinse aufgrund ihrer teils beachtenswerten Eigenschaften in Zukunft einen Namen machen.

Vor allem in stehenden Gewässern wie Teichen sind große Massen von Wasserlinsen kein seltener Anblick.

Innerhalb der Familie der Wasserlinsengewächse (Lemnoideae) gibt es fünf Gattungen (Spirodela, Landoltia, Lemna, Wolffiella und Wolffia) mit zig verschiedenen Arten, die sich in Form und Größe unterscheiden und in der ganzen Welt verbreitet sind – aber ihnen allen ist gemeinsam, dass sie sehr klein sind und linsenförmige Blätter haben, daher auch der Name. Drei dieser Gattungen sind mit der Vierwurzeligen Teichlinse (Spirodela polyrhiza), der Wurzellosen Zwergwasserlinse (Wolffia arrhiza) – im Übrigen die kleinste Blütenpflanze der Welt – und der Kleinen Wasserlinse (Lemna minor) in Mitteleuropa vertreten. Letztere ist bei uns aufgrund ihres häufigen, ja buchstäblich gehäuften Vorkommens am bekanntesten.

Die winzigen Pflänzchen der Kleinen Wasserlinse bestehen jeweils aus bis zu fünf ovalen Blättern und einem Wurzelfaden an der Basis zur Nährstoffaufnahme aus dem Wasser. Dank eines kleinen, mit Luft gefüllten Hohlraums in den Blättern treiben die Pflanzen zu großen Schwimmverbänden zusammengeschlossen auf der Wasseroberfläche. Die Vermehrung geschieht durch ungeschlechtliche Sprossung, in unseren Breitengraden bildet die Wasserlinse nur sehr selten kleine Blüten aus. Da die frostresistente Pflanze auch Temperaturen jenseits der 30 °C verträgt, kann sie, solange sich die Wasseroberfläche nicht zu stark bewegt, praktisch überall bestehen und sich in Windeseile vermehren – nicht umsonst gilt die Wasserlinse als die am schnellsten wachsende Blütenpflanze der Welt, was des einen Freud und des anderen Leid bedeutet.

Für Enten sind Wasserlinsen eine willkommene Nahrungsquelle – was auch die landläufige Bezeichnung „Entengrütze“ erklärt.

Denn eine hohe Anzahl an Wasserlinsen hat einen beträchtlichen Einfluss auf das Ökosystem, in dem sie wachsen: Während das schnell nachwachsende, dichte Grün vielen Wasserbewohnern sowohl als Versteck und Schattenspender als auch als Futterquelle dient, verdrängt die Wasserlinse durch ihr invasives Verhalten auch andere Pflanzen, da durch die dichte Decke nur wenig Licht dringen kann, was wiederum den Sauerstoffgehalt und die Wassertemperatur beeinflusst. Wird das Wachstum nicht eingedämmt, droht zudem vor allem in Teichen und Aquarien mit der Zeit eine Verschlammung des Gewässers. Andererseits haben Wasserlinsen auch eine nützliche Klärfunktion, indem sie dem Wasser Schadstoffe entziehen und überschüssige Nährstoffe binden, überdies zeigt eine gelbliche Verfärbung der Wasserlinse einen zu niedrigen Eisengehalt im Wasser an.

So wird in der Wissenschaft mittlerweile auch erforscht, wie man sich all diese beachtlichen Eigenschaften der Wasserlinse beispielsweise bei der Abwasserreinigung, Tierhaltung und Energiegewinnung in Zukunft zunutze machen kann. Die Kleine Wasserlinse hat außerdem noch einen weiteren Vorzug: Sie ist nicht nur äußerst nährstoffreich, sondern auch essbar, weshalb sie in vielen Ländern Asiens schon seit Generationen auf dem Speiseplan steht. Mit ihrem milden, aromatischen Geschmack erinnert sie an Feld- oder Kopfsalat und kann roh oder gekocht verzehrt werden.

Optisch und kulinarisch ein Genuss: Der Wasserspinat
Und wer bei der Wasserlinse entweder auf den Geschmack gekommen ist, der könnte es ja noch mit einer weiteren essbaren Wasserpflanze probieren – und zwar dem Wasserspinat (Ipomoea aquatica). Auch hier sind uns die Asiaten hinsichtlich der kulinarischen Vorzüge der Pflanze schon lange voraus, weswegen für den Wasserspinat auch die Bezeichnung „Thai-Wasserspinat“ geläufig ist. In diesem Zusammenhang muss jedoch erwähnt werden, dass der Wasserspinat dort auch heimisch ist: Die krautige, feuchtigkeitsliebende Staude kommt weltweit in tropischen und subtropischen Regionen vor und wächst dort in sumpfigen Landschaften und an Tümpeln, Flüssen und Seen.

Der subtropische Wasserspinat (Ipomoea aquatica) gehört zur Familie der Windengewächse.

Der Wasserspinat stammt aus der Familie der Windengewächse (Convolvulaceae) und gehört der Gattung der Prunkwinden (Ipomoea) an, was ihn zu einem nahen Verwandten der Süßkartoffel (Ipomoea batatas) macht. Bekannt ist die Gattung auch für ihre schönen weißen, bis ins Violett gehenden Blüten. Damit ist der Wasserspinat dank seiner hübschen, trichterförmigen Blüten auch ein Blickfang, wobei seine dunkelgrünen, spitz zulaufenden Blätter natürlich fast noch interessanter sind, denn diese sind letztendlich der Grund, wieso die Wasserpflanze mittlerweile in vielen Ländern der Erde kultiviert wird.

Auch bei uns lässt sich der Wasserspinat leicht aus Samen einjährig in einem Topf oder Kübel ziehen, solange er an einem sonnigen Platz steht und die Erde stets durchfeuchtet ist. Nimmt man sich diese Anforderungen zu Herzen, kann man sich über eine lange, reiche Ernte freuen – und die Gesundheit wird es einem danken. Denn ähnlich wie vieles andere dunkelgrüne Blattgemüse, ist der Wasserspinat reich an Nährstoffen wie Eisen, Kalzium sowie Vitamin A und C. Die geschmacklich milden Blätter und zarten Stiele der Wasserpflanze können roh als Salat oder, ähnlich handelsüblichem Spinat, auf dem Herd zubereitet werden – Chili, Ingwer und Knoblauch sorgen dabei für die gewisse Würze.

Schlagwörter: Wasserpflanze, Sumpfpflanze, Windengewächse, Sprossengemüse, Schwimmpflanzen

Vor allem in der asiatischen Küche ist der Wasserspinat eine beliebte Zutat.

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